Die Soldaten kommen

Ich habe in meinem Leben, in diesem und vielen anderen schon einige Überraschungen erlebt. Das meiste habe ich vergessen, einiges durfte ich in meiner jetzigen Existenz erinnern und vieles neu entdecken. Zu letzterem gehören die Gefilde der unsichtbaren Welten und ihre Bewohner, die sich mal mehr – mal weniger in die Geschicke der Menschen einmischen.

Zum Glück war die Dosis neuer Eindrücke – wenn auch stets herausfordernd – so doch immer richtig, sodass ich vermutlich im kommenden Jahr das Rentenalter erreichen werde, ohne verrückt geworden zu sein. Da ich nicht jedem meine bizarren Erfahrungen auf die Nase binde, übertrifft die Zahl der Interessierten die der Befremdeten. Würde es dich etwa interessieren – oder überraschen -, dass nicht wenige unserer Zeitgenossen aus Fernsehen, youtube und Presse, aber auch viele „Normalos“, denen man auf der Straße begegnet, von menschenfeindlichen Fremdenergien beeinflusst werden?

Natürlich lebe auch ich mit einem Zeh in der „normalen“ Welt und füttere mich mit Informationen, die aus anderen, mir unbekannten Köpfen stammen. Ich schätze mich glücklich, so manches, was ich dort sehe, mit meiner Wahrnehmung überprüfen zu können. So fühle ich seit einer guten Woche den kämpfenden Niedergang und die Agonie des ukrainischen Volkes.

Der Krieg ist uns nahe gekommen. Die Deutschen (zunächst nur die Politiker) erinnern sich der Notwendigkeit militärischer Stärke, denn die Möglichkeit, verstrahlt bzw. vernichtet zu werden, erscheint nun weitaus mehr als nur ein mediales Ereignis. Zum Glück – so mag manch einer denken -weiß heute niemand, was das Morgen bringt, wir gehen Schritt für Schritt und schätzen jeden neuen Tag, der uns geschenkt wird.

Etwas aber ist mir letztens aufgefallen und hat seit langer Zeit wieder den Impuls in mir ausgelöst, etwas zu schreiben und an mir bekannte und geschätzte Menschen weiter zu geben. Es war ein Groschen, der hörbar fiel, als ich die Nachricht vernahm, wie viele Menschen bereits diesem Krieg zum Opfer gefallen sind, getötete Soldaten auf beiden Seiten, getötete Zivilisten auf der ukrainischen Seite. Diese Zahlen, die jetzt bereits in die Tausenden gehen, erschienen mir durch ihren Charakter als Zahl wie etwas Berechenbares, etwas Faktisches, abgeschlossen in dem Moment, wo sie verkündet werden. Die Toten von gestern sind nicht die Toten von heute, auch nicht die von morgen. Vorbei ist vorbei, das gilt auch für ihr Leid – nicht das der Überlebenden und Hinterbliebenen. Jeder Tote ist ein lebender Mensch weniger, Endstation.

Wäre da nicht ein Phänomen, das mich in diesen Tagen gleich einer Flut überschwemmt und mich, der auszog das Fürchten zu lernen, zumindest mit Unbehagen erfüllte. Ich spreche von den Seelen vieler in der Ukraine verstorbenen, erschossenen, zerrissenen, erschlagenen Menschen, vor allem der Soldaten, die nicht auf das vorbereitet waren, was ihnen mit und nach ihrem Tod widerfuhr. Umfangen von Dunkelheit, ungläubig zunächst über ihren Kadavern kreisend, dann sich immer weiter in die Nebel vorwagend und heillos umherirrend, sich nach Orientierung und Trost sehnend.

Nicht wenige von ihnen, so scheint mir, fühlten sich von Licht angezogen, wie dem, das in mir brennt. Ich kann nichts dagegen tun und würde es auch nicht wollen – ich würde diese Gestrandeten nicht in den Blutnebel zurückschicken wollen. Sie sind Schiffbrüchige auf stürmischer See, die einem Licht folgen. Es gibt viele dieser Lichter, es sind Menschen, die das Göttliche in sich und in allem suchen. Also schreibe ich diese Zeilen, um meinen „Groschen“ an all jene zu verteilen, die ihn zu schätzen wissen. So wird aus einem Pfennig ein ganzer Schatz.

Tausende von Seelen suchen nach einem Licht, das ihnen jetzt, wo es kein Zurück mehr gibt, den weiteren Weg leuchtet. Wenn du in dir Gott gefunden hast oder zumindest sein mitfühlendes Licht verspürst, seinen Atem, der dich beseelt – dann nutze diesen Atem, um die Fackel zu entfachen und ein Leuchtfeuer zu werden, für alle die dort draußen, die unsichtbaren Gefangenen in der Finsternis, die um ihr Leben Betrogenen.

Es werde Licht.

 

Auflösung:

Als Energiecoach ließ mir die „Flut“ erdgebundener Seelen, die seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine über mich hereinbrach, keine Ruhe – zu massiv waren deren Auswirkungen. Ich fühlte mich körperlich schwer belastet und nur noch eingeschränkt leistungsfähig. Mein feinstofflicher Körper war derart mit Schmerzerfahrungen besetzt, als habe eine Kompanie Parasiten sich an jeder freien Stelle festgebissen.

Das ging über mehrere Tage so, egal wie viele Seelen ich ins Licht führte – bis ich eines Montages auf dem Weg zur Arbeit einem Impuls folgend einfach nach der Ursache dieser übersteigerten Empfänglichkeit fragte.

Prompt offenbarte sich eine mir wohl bekannte karmische Erfahrung. Als jüdisches Kind war die Verkörperung meiner Seele im September 1941 in den Schluchten von Babyn Jar bei Kiew zusammen mit 33.000 anderen Juden von der deutschen Wehrmacht und SS erschossen worden. Sobald ich diese karmische Resonanz mit den heutigen Kriegsereignissen aufgelöst hatte, fiel mir ein tonnenschweres Gewicht von der Seele, ich fühlte mich rundum erleichtert und meine Hellsinnigkeit klärte sich.

Was mir der Verlauf dieser Erfahrung noch einmal eindrücklich vor Augen führte war, dass die Vergangenheit nicht ruht, bis sie erlöst wird. Alles, was heute in der Ukraine, auf allen anderen Kriegsstätten und ganz grundsätzlich an Orten menschlichen Elends geschieht, ist die Schaffung von kollektiven und individuellen Erfahrungen – gemeinschaftlich und von jedem einzelnen abzuarbeiten bis zur schlussendlichen Versöhnung.

Das gilt für Opfer und für Täter.

 

1 Kommentar
  1. …kann ich nachvollziehen, hoffentlich klärt sich diese Zeitenqualität baldmöglichst, dieses kraftlose Leben zehrt doch an der Lebensenergie und man tritt zu lange auf der selben Stelle. lG

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